
70 Jahre Vereinstreue
In dieser Woche tagte der Beirat der lippischen Wasserkooperation. In der Wasserkooperation arbeiten Landwirtschaft und Wasserversorger zusammen, um insbesondere die Qualität des Trinkwassers zu
sichern. Das geschieht auf Augenhöhe und seit vielen Jahren sehr erfolgreich. In der Beiratssitzung wurde heftig über ein neues Bürokratiemonster geschimpft, nämlich die
Trinkwassereinzugsgebieteverordnung. Die Verordnung verlangt einen unglaublichen Aufwand von den Wasserversorgern, der so heftig ist, dass davon auszugehen ist, dass zumindest kleine
Wasserversorger aufgeben werden, weil sie das alles nicht mehr leisten können. Auch wir stehen vor einer sehr herausfordernden Arbeit, zumal bis heute noch gar nicht richtig bekannt ist, was
genau gefordert wird. Abliefern müssen wir auf jeden Fall bis zum 12. November und an diesem Termin wird auch nicht gerüttelt.
Dass wir in Deutschland Bürokratieweltmeister sind, liegt sicherlich an vielen Faktoren. Schuld hat nicht allein der Gesetzgeber. Oftmals wird immer mehr Bürokratie auch in den Amtsstuben
produziert. Das Ziel ist zumeist gut (z.B. Arbeits- und Gesundheitsschutz), nur der Weg dorthin ist eine Katastrophe. Ein weiterer Faktor ist, dass wir immer einen Schuldigen suchen, wenn
irgendwo etwas schief läuft. Deshalb versuchen sich alle abzusichern. Eigenverantwortung zählt nichts mehr. Wenn morgen irgendwo in Deutschland ein Kind von einer Schaukel fällt, dann müssen
übermorgen alle Kommunen Sicherheitskonzepte zur Verhinderung von Schaukelunfällen schreiben und einen Sicherheitsbeauftragten benennen, der die Einhaltung dieser Konzepte überwacht und
regelmäßig einen Bericht an eine übergeordnete Behörde sendet, die dafür zusätzliches Personal einstellt.
Auch in dieser Woche habe ich mich wieder mit der ärztlichen Versorgung beschäftigt und ein Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung geführt, die für die Sicherstellung der Arztversorgung zuständig ist. Wenn sich ein Hausarzt hier niederlässt, kann er übrigens eine finanzielle Unterstützung von insgesamt 120.000 Euro bekommen. Auch ein Kinderarzt bekommt eine Förderung. Am liebsten wäre es mir ja, wenn ein Ehepaar zu uns kommt, bei dem der eine Partner Mediziner und der andere Pastor ist, aber den Wunsch hatte ich schon mehrfach erfolglos geäußert.
Der Kreis Lippe erstellt einen Masterplan für Mobiliät, an dem auch die Städte und Gemeinden mitwirken. In dieser Woche habe ich an einer Sitzung der Lenkungsgruppe teilgenommen. Natürlich kann der Kreis nur in Angelegenheiten beschließen, die in seinem Zuständigkeitsbereich liegen. Gerade beim ÖPNV hat dies aber regelmäßig Auswirkungen auf uns. Gerade in Schieder-Schwalenberg haben wir das ja sehr deutlich gemerkt. Auf der einen Seite gibt es ein gutes Angebot mit der Linie 732 von Bad Pyrmont über Schieder nach Lemgo und mit dem LIMOs, also dem sogenannten on-Demand-Angebot. Es fahren übrigens mehrere dieser LIMOs im Lippischen Südosten. Forderungen nach einer zweiten LIMO hatten jüngst nämlich für Irritationen gesorgt. Auf der anderen Seite wurde das Angebot der Linie 770 reduziert und Schwalenberg teilweise abgebunden, was negative Auswirkungen auf die OGS der Grundschule hat. Diese Reduzierung ist Ergebnis des Konsolidierungsdrucks des Kreises Lippe, während aber gleichzeitig große Summen dafür ausgegeben werden, damit Berufsschüler in Detmold und Lemgo, die keinen Anspruch auf Fahrkarten haben, trotzdem ein kostenloses Ticket bekommen.
Bei der Jahreshauptversammlung der Trachtengilde gab es in diesem Jahre eine sehr seltene Ehrung. Lieselotte Wöhning ist der Trachtengilde mittlerweile seit 70 Jahren treu. Das ist tatsächlich beeindruckend und dazu darf man dann auch gratulieren. Die Vereinsmitglieder haben auch über eine Fusion der Trachtengilde und des Heimat- und Verkehrsvereins diskutiert. Beide Vereine haben ohnehin die gleichen Wurzeln, ist doch die Trachtengilde als Verein aus dem Heimat- und Verkehrsverein hervorgegangen. Jetzt könnte es zur Wiedervereinigung kommen, sofern die Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins dies wollen. Die Trachtengilde steht dem auf jeden Fall offen gegenüber.