Kinder überzeugen beim Vorlesen
In dieser Woche gab es gleich zwei Jubiläen. Zunächst einmal galt es 30 Jahre Pflegeschule Lippe zu feiern. Die Pflegeschule, die in Istrup beheimatet ist, deckt den theoretischen Teil der
Pflegeausbildung ab und ist für unsere Region sehr wichtig. Gegründet wurde sie vor 30 Jahren als „Fachseminar für Altenpflege“ von der VHS Lippe-Ost. 2016 wurde dann die Trägerschaft auf das
Evangelischen Johanneswerk übertragen. Das war mir damals auch deshalb wichtig, weil die Ausbildung kurze Zeit später grundlegend verändert wurde. Es ging nicht mehr allein um Altenpflege,
sondern auch um Kinder- und Krankenpflege. Unsere kleine VHS hätte das in dieser Form so nicht mehr sicherstellen können. Als Verbandsvorsteher der VHS habe ich Dienstag an dem Jubiläum und an
einer Talk-Runde zum Thema Pflege teilgenommen.
Beim zweiten Jubiläum ging es am Freitagabend um 175 Jahre Klinikum Lippe in Detmold. Weil „ein zweckmäßig eingerichtetes und wohl dotirtes Landkrankenhaus“ fehlte, wurde 1849 endlich die neue
Krankenanstalt in Detmold eröffnet. Es handelte sich übrigens um ein Haus mit Bettenkapazitäten für insgesamt zwölf Kranke. Wie damals, bewegt sich das Klinikum auch heute in unruhigem
Fahrwasser. Ich persönlich halte es für wichtig, dass wir unter den sich verändernden gesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach Lösungen suchen, die für den ganzen Kreis Lippe gut
sind und nicht nur für einzelne Städte. Das scheint mir bei den öffentlich ausgetragenen Diskussionen ein bisschen zu kurz zu kommen. Es besteht die Gefahr, mit so einem Handeln letztlich alles
zu gefährden. Das Bundesweit stattfindende Kliniksterben hat auch etwas damit zu tun, das Klinikstandorte sich nicht verändern, sondern mit aller Gewalt am Status Quo festhalten.
Dienstagabend tagte der Klima- und Stadtentwicklungsausschuss, in dem wir einiges zu unseren Aktivitäten auf dem Weg zu Energiewende erläutern konnten. Auch wurden die Pläne zu einer möglichen Nahwärmeversorgung im Bereich der Siedlung Lange Äckern konkretisiert. In Kürze werden die Hauseigentümer zu diesem Thema kontaktiert, denn eine Umsetzung ist natürlich nur möglich, wenn auch die Nachfrage da ist. Mal sehen, ob die Chancen erkannt werden.
Die finanzielle Not der Kommunen hat ganz wesentlich mit der Kreisumlage zu tun, die wiederum von den Sozialausgaben geprägt ist, die man gerne im fernen Berlin beschließt. Ein Teil der Kreisumlage ist die Jugendamtsumlage, deren Steigerungen atemberaubend sind. Diese Jugendamtsumlage muss von zwölf lippischen Städten bezahlt werden und ist in sechs Jahren von 41 Mio. Euro auf 65 Mio. Euro angestiegen. Tendenz weiter sehr stark steigend. Die großen lippischen Städte haben jeweils ein eigenes Jugendamt. Im nächsten Jahr wird zudem der so genannte Blomberg-Effekt mit großer Wucht bei der Umlage spürbar. Auch bei den Problemen mit der Jugendamtsumlage handelt es sich übrigens um Probleme mit Ansage. Die Unbezahlbarkeit wurde von den Kommunen schon lange vorausgesagt. Der Gesetzgeber ignoriert das aber aus ideologischen Gründen. Politik kümmert sich lieber um das Verteilen von sozialen Wohltaten und nicht um deren Finanzierung.
Beeindruckt haben mich in dieser Woche Kinder und zwar Kinder der zweiten bis vierten Klasse aus den Grundschulen Schieder, Schwalenberg, Rischenau und Lügde. Die haben nämlich am Vorlesewettbewerb in unserer Bücherei tolle Leistungen gezeigt. Versetzen Sie sich bitte mal in die Zeit zurück, als sie so alt waren. Hätten Sie vor fremden Erwachsenen ohne weiteres Texte vorgelesen, ohne sich zu verhaspeln und hätten Sie dabei diese Texte auch noch verstanden? Ich finde, das ist schon eine besondere Leistung. Die kleine Randnotiz, dass es sich dabei nicht nur um Mädchen, sondern auch zur Hälfte um Jungen handelte, finde ich übrigens auch ganz wichtig. Ich hatte die Ehre, allen Kindern eine Urkunde und ein Buchpräsent vom Buchhaus am Markt zu überreichen.