„Wir dürfen uns nicht an die Kriege in der Welt gewöhnen. Menschenleben auszulöschen darf nicht zur Normalität werden.“
Auszüge aus meinen Ansprachen zum Volkstrauertag in Schieder, Brakelsiek, Wöbbel und Siekholz:
[…] Die Erinnerung an diesem Volkstrauertag ist wichtig. Es darf aber nicht beim Blick in unsere Geschichte bleiben. Es geht auch nicht darum, in der Geschichte nach Schuld zu suchen. Wir müssen die Geschichte stattdessen nutzen, um die richtigen Lehren daraus zu ziehen, für heute und für die Zukunft. […]
Nach dem Putin-Krieg kam in diesem Jahr kam der nächste Krieg dazu: der barbarische Angriff der Hamas auf Israel und die darauffolgende Reaktion Israels. Dieser neuerliche Krieg im Nahen Osten hat uns abermals erschüttert, auch wegen seiner unglaublichen Brutalität.
Dieser Krieg erschüttert dabei nicht nur Israel und den Gaza. Dieser Krieg erschüttert die ganze Welt und auch unsere Gesellschafft. Plötzlich stehen sich überall auf der Welt Bevölkerungsgruppen unversöhnlich gegenüber. Auch hier bei uns in Deutschland. […]
Selbstverständlich ist auch Kritik an Maßnahmen des israelischen Staates zulässig und auch berechtigt. Widerwärtige Sympathiebekundungen für die Hamas sind allerdings aus meiner Sicht unerträglich. Wenn gerade hier in Deutschland die Hamas gefeiert wird und Juden Angst haben müssen, dann ist das unglaublich beschämend für uns mit unserer Geschichte.
Wir brauchen Toleranz, das ist überhaupt keine Frage. Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Toleranz gegenüber Andersgläubigen, Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Was wir aber nicht brauchen, ist eine Toleranz gegenüber den Intoleranten und wir dürfen nicht Gefahr laufen, uns zu Tode zu tolerieren.
Und es gibt nichts zu relativieren!
Barbarische Hamas-Terroristen fallen in Israel ein, metzeln wahllos 1.200 Menschen nieder. Alte, Frauen, Kinder. Sie entführen über 200 Menschen und zeigen eine Brutalität, die unvorstellbar ist. Was gibt es daran zu relativieren?
Es sind die Hamas und ihre Unterstützer, die all unsere Werte verachten: Freiheit, Toleranz, Vielfalt, die Würde des Menschen. Diese Verbrecher sagen ganz offen, dass sie Israel vernichten wollen. Die Hamas will Israel auslöschen und einen islamistischen Staat errichten, mit Unfreiheit und Unterdrückung. Was gibt es daran zu relativieren?
Wenn Israel heute die Waffen niederlegen würde, dann würden bereits morgen alle Juden ermordet. Was gibt es daran zu relativieren?
Kritik am Handeln der israelischen Regierung ist selbstverständlich zulässig. Wer aber damit die barbarische Gewalt der Hamas relativiert oder sogar rechtfertigt, der unterschreibt seine eigene moralische Bankrotterklärung. Es gibt nichts zu relativieren.
Und trotzdem, Krieg ist tausendfacher Mord, Krieg ist tausendfaches Leid und deshalb muss unser Ziel das Streben nach Frieden sein. Dazu müssen wir auch in die Vergangenheit gucken, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Gerade der Nahost-Konflikt hat zum Beispiel viel mit unserer deutschen Geschichte zu tun. Die Gründung Israels wurde doch maßgeblich als Reaktion auf den Holocaust beschleunigt. Das Verständnis dieser Geschichte ist Voraussetzung für die Suche nach Lösungen. Und die Suche nach Lösungen, die Suche nach Frieden muss unser aller Ziel sein. […]
Der Tod jedes einzelnen Soldaten, der Tod jedes Zivilisten, der Tod jedes Kindes ist ein Tod zu viel. Wir dürfen einfach nicht zulassen, dass Krieg zur Normalität wird. Menschenleben auslöschen, Krankenhäuser zerstören, Häuser in Schutt und Asche legen ist nicht Normalität. Auch deshalb ist der Volkstrauertag so wichtig.
Unsere Eltern und Großeltern haben uns gezeigt, was Krieg bedeutet und sie würden niemals wollen, dass sich das wiederholt. Es liegt jetzt in unserer Verantwortung, diese Lehre anzunehmen und uns aktiv für Frieden einzusetzen. Mit Vorurteilen, Feindschaften und Hass bereitet man den Weg zum Krieg. Leider sind Vorurteile, Feindschaften und Hass wieder auf dem Vormarsch. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Wir dürfen unsere Eltern und Großeltern nicht enttäuschen.
Wir haben die Aufgabe, den Frieden zu erhalten und zwar auf einem demokratischen Fundament. Diese Aufgabe haben wir gemeinsam, es reicht nicht, mit dem Finger auf „die da oben“ zu zeigen, diese Aufgabe hat jeder einzelne von uns. Demokratie, Toleranz und Respekt sind innere Einstellungen und Voraussetzung für Frieden. Diese Werte müssen wir vorleben, diese Werte müssen wir verteidigen.
Wir müssen mehr verstehen wollen und weniger belehren. Schon gar nicht uninformiert. Zeigen wir Haltung, wenn uns wieder mal jemand mit seinen unerträglichen Hassparolen quält. Und zeigen wir Respekt. Bringen Sie ihren Mitmenschen Respekt entgegen. Respektieren Sie andere Kulturen, respektieren Sie andere Völker. Ohne Respekt kann Frieden keinen Bestand haben.
Lassen Sie uns weiterhin gemeinsam für den Frieden eintreten, auch wenn wir immer öfter das Gefühl haben, hilflos zu sein.