150 Jahre jung
Zweimal wurde in dieser Woche die Coronaschutzverordnung geändert. Es handelte sich dabei allerdings um Bereiche, die für uns nur am Rande von Bedeutung sind. Zum einen wurde die maximal zulässige Besucherzahl bei großen Sportveranstaltungen von 750 auf bis zu 10.000 erhöht, zum anderen gab es eine Veränderung für Sonnenstudios aufgrund eines Gerichtsurteils. Die aktuelle Verordnung läuft übrigens in den nächsten Tagen wieder aus und ich erwarte eine Verlängerung ohne wesentliche Veränderungen. In diesem Zusammenhang häufen sich im Moment die Fragen, ob insbesondere die Jahreshauptversammlungen der Vereine stattfinden können. Grundsätzlich sind solche Versammlungen, soweit sie rechtlich vorgeschrieben sind, zulässig. Die Frage sollte im Moment aber nicht sein, ob eine Jahreshauptversammlung erlaubt ist. Die Frage sollte vielmehr sein, ob eine Jahreshauptversammlung aktuell sinnvoll ist und da muss ich eindeutig Nein sagen. Ich empfehle daher allen Vereinsvorsitzenden, im Moment auf die Durchführung solcher Versammlungen zu verzichten.
Auch in dieser Woche habe ich mich umfangreich um Bauangelegenheiten und Themen der Stadtentwicklung gekümmert. Immer dann, wenn man von dem rechtlichen Korsett abweichen
will, wird es schwierig, zumal unser Baurecht sehr starr und unflexibel ist. Kommt dann noch eine unflexible Verwaltung dazu, dann wird es besonders kribbelig. Ich bin zwar schon sehr lange im
öffentlichen Dienst tätig, aber ich habe mir immer noch meine Naivität erhalten und versuche den Weg zu finden, mit dem ich ein Ziel erreichen kann und ich ärgere mich weiterhin über
Verwaltungen, die stattdessen die Hindernisse zum Mittelpunkt ihrer Arbeit machen.
Viele Themen wie Stadtentwicklung, Bauleitplanung, Umweltschutz und Klimafolgenanpassung nehmen übrigens einen immer größeren Stellenwert ein und ich mache mir Gedanken, wie wir mit diesen
Herausforderungen umgehen können. Wir werden auf jeden Fall zukünftig andere Schwerpunkte setzen müssen und hierauf muss auch eine Stadtverwaltung mit Veränderungen reagieren. Die Dinge nur zu
verwalten, reicht auf jeden Fall nicht aus.
Am Dienstagabend bin ich übrigens einer Einladung des Jugendzentrums Church in Schwalenberg gefolgt und wir haben uns über die Jugendarbeit ausgetauscht. Auch hier hat Corona zugeschlagen und die Rahmenbedingungen sind sehr schwierig. Ich bin aber zuversichtlich, zumal ich der Meinung bin, dass das Jugendzentrum sehr professionelle Arbeit leistet und sich immer wieder den geänderten Rahmenbedingungen anpasst. Ich bin ja in einer Zeit groß geworden, in der die Jugendlichen vor allem einen Raum haben wollten, in dem sie unter sich waren. Heute sieht Jugendarbeit aber ganz anders aus und wir müssen aufpassen, dass wir unsere eigenen romantischen Vorstellungen der Vergangenheit den heutigen Jugendlichen nicht aufzwängen.
In diesem Jahr gibt es einen Geburtstag zu feiern. Der Bahnhof in Schieder wird 150 Jahr alt. Aktuell überlegen wir, ob zu diesem Ereignis eine Veranstaltung organisiert werden kann. Das lippische Fürstenhaus hat den Bau der Eisenbahn eher ausgebremst und damit auch die Modernisierung Lippes. Auch Schieder hätte sich mit der Anbindung an die Bahn deutlich besser entwickeln können, wenn man nicht auf die Bremse getreten hätte. Für mich ist dieses Beispiel sinnbildlich dafür, was passiert, wenn man glaubt, den Wandel einfach nur aufhalten zu können. Dies wird selbstverständlich niemals gelingen. Man erreicht damit allenfalls, dass man selbst abgehängt wird. Klüger ist es stattdessen, an der Gestaltung des Wandels aktiv mitzuwirken und Einfluss zu nehmen. Insofern ist das Thema aktuell wie nie.