Beim Waldbrand mit Schlips und Kragen
Es standen ein paar Auftragsvergaben an, für die Ausschussbeschlüsse erforderlich waren. Wenn aber ein Ausschuss nicht tagen kann und die Sache trotzdem entschieden werden muss, dann gibt es zumindest ein Instrument in der Gemeindeordnung, das für Abhilfe schafft, nämlich die Möglichkeit der Dringlichkeitsentscheidung. Ausreichend wäre in dem Fall meine Unterschrift zusammen mit der Unterschrift des Ausschussvorsitzenden. Die Entscheidung müsste dann in der nächsten Sitzung durch den Ausschuss genehmigt werden. Da ich aber größtmögliche Transparenz für zwingend notwendig halte, reichten mir diese beiden Unterschriften nicht aus. Mein Wunsch war es vielmehr, dass alle Fraktionsvorsitzenden unterschreiben und außerdem alle Mandatsträger ausführlich vorab über die Sachverhalte informiert werden und die Möglichkeit zur Stellungnahme haben. Diesem Verfahren haben alle Fraktionsvorsitzenden zugestimmt und auch, wenn es etwas mühsam ist, konnten so alle Auftragsvergaben im Wege der Dringlichkeitsentscheidung beschlossen werden.
In dieser Woche war wieder eine Telefonkonferenz mit der Kommunalministerin. Ich finde solche Telefonkonferenzen immer etwas unangenehm, weil es eigentlich notwendig ist, dass die Teilnehmer, die gerade nicht sprechen, ihr Mikrofon ausstellen. Da das aber graue Theorie ist und es eben immer wieder einige Teilnehmer gibt, die sich nicht daran halten, hört man immer eine sehr störende Geräuschkulisse.
Natürlich war die Maskenpflicht ein wichtiges Thema in dieser Woche. Leider trägt das Verhalten der Politik nicht gerade dazu bei, die Akzeptanz für solche Maßnahmen zu fördern. Noch vor wenigen Wochen wurde vom Tragen der Masken ausdrücklich abgeraten, jetzt wird es plötzlich verpflichtend und dabei ist es noch nicht einmal eine Woche her, dass gesagt wurde, dass es keine Maskenpflicht geben soll. Einige Medien tragen auch zur Verunsicherung bei, indem sie zum Beispiel Regeln zur Reinigung von Masken und zum Auf- und Absetzen einer Maske verbreiten, die aus dem sterilen Medizinbereich stammen und dort auch ihre Berechtigung haben, die aber nicht auf das Alltagsleben übertragen werden können, weil sie realitätsfern und unsinnig sind.
So langsam nimmt das Thema Kommunalwahl an Fahrt auf. Am 13. September als Wahltermin wird immer noch festgehalten, auch wenn die Parteien und Wählergemeinschaften aktuell Probleme mit den notwendigen Aufstellungsverfahren haben. Noch ist aber ausreichend Zeit, so dass ich davon ausgehe, dass alles termingerecht laufen wird. Der Wahlkampf dürfte unter den aktuellen Rahmenbedingungen allerdings auch schwierig werden und es werden sicherlich neue Ideen gefragt sein. Eine Idee allerdings, die zwar nicht mehr ganz neu ist, habe ich in dieser Woche abgelehnt. Es ging um den Wunsch einer Partei (nicht aus Schieder-Schwalenberg), auf Straßen und Wegen Parolen und Parteilogos aufsprühen zu dürfen. Vor meinem geistigen Auge habe ich mir die schönste Stadt des Lipperlandes vorgestellt, in der die Bürger auf Schritt und Tritt von dieser aufgesprühten Wahlwerbung verfolgt würden. Ich persönlich finde diese Vorstellung grauenhaft und glaube auch eher, dass das Antiwerbung wäre. Ich habe dieses Ansinnen auf jeden Fall abgelehnt und hoffe, dass sich alle Parteien daran halten werden.
Einen gehörigen Schrecken habe ich am Freitagnachmittag bekommen, als mich die Meldung vom Waldbrand auf dem Dohlenberg ereilte. Gott sei Dank ist mit Hilfe der benachbarten Feuerwehren und auch einiger Landwirte alles glimpflich abgelaufen. Natürlich wollte ich mir vor Ort ein Bild von der Lage machen und hatte noch einen kurzen Moment überlegt, ob ich mich zuvor umziehen sollte. Überlegt hatte ich das nicht, weil ich mich um meinen guten Anzug sorgte, sondern weil ich ahnte, welche Sprüche ich von einigen Feuerwehrkameraden zu erwarten hatte. Aus Zeitmangel habe ich die Überlegung aber verworfen. Und die Sprüche blieben dann natürlich auch nicht aus. Mit Schlips und Kragen mitten im Waldbrand ist wohl genauso unüblich, wie mit Pumps beim Hochwassereinsatz (das ist allerdings eine andere Geschichte, an die sich nur die Älteren unter uns erinnern).