Wenn‘s fürs Handwerk nicht reicht, kann man ja noch studieren
Ich bin überzeugtes Landei und ich bin der tiefsten Überzeugung, dass man auf dem Land besser lebt, als in einer Großstadt. Allein die Kosten, die man in der Stadt für das Wohnen aufbringen muss, sind schon ein wesentlicher Pluspunkt für das Landleben. Zugeben muss ich allerdings, dass das Landleben besondere Anforderungen an die Mobilität stellt. Wenn man selbst nicht über ein Fahrzeug verfügt, wird es schwierig. Zwar haben wir mit der S-Bahn-Verbindung zwischen Hannover und Paderborn, eine vorzügliche Bahnanbindung, um die wir auch von den anderen lippischen Städten beneidet werden. Trotzdem ist der öffentliche Personennahverkehr mit dem einer Großstadt natürlich nicht zu vergleichen. Zu diesem Thema habe ich daher mit Vertretern der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe in dieser Woche ein sehr gutes Gespräch geführt. Ziel ist es, insbesondere den Busverkehr zu verbessern und da zeichnen sich durchaus einige Dinge ab. Angesprochen habe ich in diesem Zusammenhang auch die Problematik der Auszubildenden, insbesondere zu den Berufsschulen kommen müssen. Schließlich sind nicht alles Azubis so alt, dass sie Auto fahren können und auch nicht alle Azubis haben ein eigenes Auto. Die Fahrt zur Berufsschule mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist teilweise wirklich ein Abenteuer.
Ein weiteres Gespräch habe ich zum Thema Baulandausweisung geführt. Auf den ersten Blick erahnt man gar nicht, wie viele Facetten dabei zu beachten sind. Natürlich muss das Baulandangebot bedarfsgerecht sein. Wir müssen aber auch darauf achten, nicht zu viel Flächen zu verbrauchen. Auch muss man den richtigen Weg finden, um auf der einen Seite die Ortsränder nicht mit immer mehr neuen Baugebieten zu zerfleddern, während in den Orten die alten Gebäude leerfallen. Auch verursacht die notwendige Bauleitplanung enorm hohe Kosten und natürlich kann es nicht sein, dass der Steuerzahler dafür aufkommt und sich die Grundstückseigentümer wegen der Überplanung ihrer Flächen über enorme Wertsteigerungen freuen dürfen. Viele Punkte also, die zu bedenken sind und es ist natürlich, dass die Interessen der verschiedenen Akteure dabei immer sehr unterschiedlich sind.
Richtig Spaß gemacht hat der heutige Sonntag. Zunächst galt es Pfarrer Uwe Sundermann im Gottesdienst zu seiner silbernen Ordination zu gratulieren. Die Kirche war ziemlich voll und das lag ganz
bestimmt nicht an den drei ungewöhnlichen Erwachsenentaufen, die heute auch stattfanden. Nein, es war die Wertschätzung, die Pfarrer Uwe Sundermann genießt und deswegen habe ich auch sehr gerne
eine kurze Rede zu diesem Jubiläum gehalten. Übrigens, ein ganz großes Kompliment an die unbekannte Gottesdienstbesucherin, die so toll gesungen hat. Eine Gabe, die ich auch gerne hätte. Leider
verfüge ich über keinerlei musikalische Talente.
Dann durfte ich am Sonntagnachmittag noch einen Gratulationsbesuch in Schwalenberg wahrnehmen. Eine richtig nette Runde ist da zusammengekommen und die Plaudereien fand ich sehr angenehm und
unterhaltsam.
Am Samstag hatte der Kunstverein unter dem Motto „Wir auf dem Land“ zum vierten Schwalenberger Tischgespräch eingeladen. Diesmal ging es um das Handwerk und darum, wie sich das Handwerk im Bregenzerwald in dem so genannten Werkraum präsentiert. Wieder einmal war die Galerie Haus Bachrach brechend voll. Sehr interessant fand ich die Diskussionen, die in diesem Tischgespräch geführt wurden. Es ging nämlich auch um das Image des Handwerks und der Trend, dass Eltern ihre Kinder viel lieber in eine Akademikerlaufbahn zwingen, als dass sie eine Handwerksausbildung fördern. In diesem Zusammenhang provozierte der Tischler Josef Fuhrmann aus Löwendorf mit der These „wenn’s fürs Handwerk nicht reicht, dann kann man ja immer noch studieren.“ Sehr pointiert und zugespitzt, aber ich glaube, darüber sollte man wirklich mal ernsthaft nachdenken.